Kinder auf dem Weg zu einer lesbaren Handschrift richtig begleiten

 

In Zeiten der Nutzung von Computer- und Handytastatur bekommt das Handschriftliche eine andere Gewichtung als noch vor 30 Jahren. Allerdings sollte  uns das Erlernen einer lesbaren und flüssig geschriebenen Handschrift auch heute noch am Herzen liegen.

 

Kinder begegnen schon früh Verschriftlichungen in ihrer Umgebung und beginnen bereits im Kindergartenalter ihre „Signatur“ oder erste Phantasiewörter unter ihre gemalten Bilder zu setzen. Hierbei kommt den begleitenden Erwachsenen (Eltern, Erziehern, Tageseltern) eine wichtige Rolle zu. Ermuntern Sie Ihr Kind  zu Verschriftlichungen, korrigieren Sie behutsam, aber konsequent  die Stifthaltung, nicht aber die Händigkeit! Mit spielerischen Kritzeleien wie „Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht“ können Sie positiv Schreibrichtungen (das ist die Richtung in der  ein Buchstabe flüssig geschrieben wird) beeinflussen. Achten Sie darauf, dass gerade Striche von „oben“ nach „unten“ geführt werden und Kreise oder ovale Formen „links herum mit Schwung“ ausgeführt werden. Dies erleichtert ungemein die Flüssigkeit im Erwerb der Schrift. Eine Null, ein O oder die Kleinbuchstaben a,c,d,g, q beginnen mit dem sog.

„Linksschwung“.

Beim Erlernen des eigenen Namens sollte man bereits beim Kindergartenkind darauf achten, dass das Kind nicht nur die Buchstaben abmalt, sondern diese idealerweise in der richtigen Schreibrichtung vorgeschrieben werden. Lustiger und einprägsamer wird es mit kleinen Sprüchlein zum einzelnen Buchstaben.

Beispiele:

R : „gerader Strich nach unten, fliegen*, kleiner Bauch und Rutsche runter“

B : „gerader Strich nach unten, fliegen, kleiner Bauch, dicker Bauch“

T: gerader Strich nach unten, fliegen, Dach darauf

 

 

* mit fliegen ist das Absetzen des Stiftes und Aufsetzen an anderer Stelle im Schreibverlauf gemeint (sog. Luftsprung, vgl. Schreibschriftlehrgang)

 

 

Wichtig ist zu vermerken, dass es nicht darum gehen soll, dem Kindergartenkind bereits alle Buchstaben zu lehren, vielmehr sollte das Augenmerk darauf gelenkt werden, dass sowieso vollzogene Verschriftlichungen sich möglichst schreibrichtungsgenau festigen.

 

 

Denn….

 

 

Im Erwerb einer flüssigen Handschrift ist der richtungsgenaue  Druckbuchstabe die Grundlage.

Wenn die Kinder in der Schule die Buchstaben lesen und schreiben lernen, sollte auch seitens der Eltern in diesem Prozess mit darauf geachtet werden, dass sowohl die  Lineatur als auch  die Schreibrichtung eingehalten wird.  Werden die Details beachtet, erleichtert sich die Hinführung zur sog. verbundenen Schrift.

An der Gräfin-Imma-Schule erlernen alle Kinder im Anschluss an den Druckschriftlehrgang die sog. Vereinfachte Ausgangsschrift.

Hierbei handelt es sich um eine lateinische Schrift, die in ihrem Konzept seit 1972 in Deutschland gelehrt wird. Irreführend ist der Ausdruck „vereinfacht“; Grundlage der Schrift ist das sogenannte Baukastenprinzip. So können die Buchstaben wie Bausteine an einander gereiht werden. Die kleinen Buchstaben beginnen fast alle an der sog. Mittellinie der Lineatur und hören dort auch wieder auf. Wir sprechen bei den Verbindungen (Aufstrich) auch von „Anfassern“. Die Mittellinie markiert die sog. Haltepunkte.

Hier kommen wir auf die oben beschriebenen Schreibrichtungen zu sprechen.  Wenn der Buchstabe in der vorgesehenen Richtung notiert wird, ist das „Auskommen“ an der Verbindungsstelle garantiert. Bei „abgemalten“ oder erfundenen Schreibschriftbuchstaben treten häufig Probleme im Schreibfluss auf.

Daher erklären wir zunächst den Kindern das Grundprinzip der Schreibschrift und erlernen gemeinsam die Buchstaben L, e, o,

um an diesen Buchstaben  mögliche Stolperstellen sichtbar zu machen.

  1. Druckbuchstaben stehen aufrecht, Schreibschriftbuchstaben haben eine leichte Neigung. „Druckbuchstaben stehen, Schreibschriftbuchstaben gehen“
  2. Die Anfangsbuchstaben haben nicht immer einen „Anfasser“ und müssen durch „Naherücken der folgenden Buchstaben zum Wort gefügt werden.
  3. Auf Details ist penibel zu achten, um Verwechslungen zu vermeiden.
  4.  Nicht alle Kleinbuchstaben beginnen direkt am Anfasser des Vorgängers. Durch einen kleinen Luftsprung auf der Mittellinie schaffen wir uns Platz für den Linksschwung (s.o.).

 

Bei jedem weiteren im Lehrgang vorkommenden Buchstaben sollten die Kinder mittels „Luftschreibübungen“ zeigen, dass sie die richtige Schreibrichtung verinnerlicht haben. Danach folgen die sog. Nachspurbuchstaben bei denen das Kind Hohlbuchstaben mit verschiedenen Buntstiften nachfährt. Anschließend erfolgt das  Abschreiben von Buchstaben, Buchstabenverbindungen und Wörtern. Hat das Kind bereits mehrere Buchstaben erlernt, folgen kleine Abschreibtexte, die in das Schreibheft übertragen werden.

Das intensive Üben der Buchstabenverbindungen und das Einhalten der Details führen zu einer eindeutig lesbaren Handschrift.

Natürlich erkennen wir bereits im Schreiblernprozess unterschiedliche Begabungen, aber durch  Lob und Anerkennung motivieren wir die Kinder zum Erwerb einer möglichst schönen Handschrift.

Über den Schreibschriftlehrgang hinaus werden die Kinder immer wieder angehalten, auf Schönschrift Wert zu legen. Die klar gegliederte und schöne Handschrift unterstreicht den guten Inhalt eines Textes. Darüber hinaus ist eine Lesbarkeit gegeben, die das Lesen der Schrift durch andere, aber auch der eigenen zur Überarbeitung eines Textes erst ermöglicht.